Crowdfunding
Das Wort Digitalisierung wird in den Medien viel zu oft in einem negativen, fast schon apokalyptischen Sinne genannt. Dabei werden die vielen Chancen dieser Entwicklung übersehen. Über das Internet können Unternehmen ganz neue Zielgruppen erreichen. Dieser leichte Zugang zu großen Gruppen von Menschen ermöglicht auch ganz neue Formen der Finanzierung. Im privaten Bereich kam das Modell des „Social Lending“ auf. Dabei wird ein Kreditbetrag durch viele kleine Investoren mit kleinen Summen aufgebraucht. Zur Bereitstellung eines Investitionsbetrages hat sich das teilweise sehr erfolgreiche Phänomen des Crowdfunding entwickelt. Startups, Einzelpersonen oder etablierte Unternehmen können auf diesem Wege ihre Projekte mit der finanziellen Hilfe ihrer Community realisieren – zumindest wenn das Crowdfunding richtig betrieben wird.
Wie läuft Crowdfunding ab?
Am Anfang steht immer die Projektidee. Das gilt für Jungunternehmer ebenso wie für alte Hasen in ihrem Geschäftsfeld. Welche Ideen sich besonders gut für das Crowdfunding eigenen, wird im finalen Abschnitt aufgezeigt. Sobald das Projekt feststeht, muss ein passendes Portal ausgewählt werden. Webseiten wie Kickstarter.com oder Indiegogo.com bringen Innovatoren und Menschen, die an Crowdinvesting interessiert sind, zusammen. Die jeweilige Plattform ist der Dreh- und Angelpunkt des Crowdfunding.
Im nächsten Schritt muss das Konzept möglichst attraktiv beschrieben werden. Danach geht es darum die Werbetrommel für das Projekt in Bewegung zu setzen und die verschiedenen Finanzierungsziele zu erreichen, welche wiederum mit dem Entwicklungsfortschritt bzw. der Umsetzung zusammen hängen. Doch der spätere Erfolg des Marketings und der Durchführung hängt in erster Linie von der Darstellung der eigenen Vision ab.
Wie geht Crowdfunding?
Bei der Präsentation aller Projekte besitzen die folgenden Fragen besonders hohe Bedeutung:
- Welchen Nutzen hat die Realisierung des Projekts für den Klein-Anleger?
- Welche Emotionen sind mit dem Projekt verbunden?
- Welche Entlohnung gibt es für ein Investment in das Projekt?
- Wie unterscheidet sich die Idee von existierenden Produkten oder Dienstleistungen?
Köln gilt seit längerer Zeit als Gaming Hauptstadt Europas. Jedes Jahr strömen beinahe eine Millionen Fans auf die Gamescom und einer der größten Veranstalter von Events weltweit, die ESL, besitzt dort ihr Hauptquartier und viele Studios. Eine Bar für Public Viewings und tägliches, gemeinsames Spielen fehlte jedoch lange Zeit. Der Gründer des Meltdown Köln (Andreas M.) veranstaltete jedoch jahrelang solche Events in fremden Bars. Der Andrang war unübersehbar. Es war also klar, dass sich viele Gamer in Köln eine solche Location wünschen. Als das Crowdfunding Projekt anlief, konnte der Initiator direkt mit einem klaren Argument punkten: „Ihr schenkt nicht mir Geld, sondern schafft Euch gemeinsam, was Ihr Euch wünscht – nämlich ein Lokal für täglichen Gaming Spaß!“
Doch dann wurde aus der unabhängigen E-Sport Bar plötzlich ein Ableger der Kette Meltdown, die ähnliche Lokale in Berlin, Paris und London betreibt. Für das Crowdfunding kann solch ein Schritt emotionales Gift darstellen. Es muss der Eindruck vermieden werden, dass ein großer Konzern unterstützt wird. In vielen Fällen wollen die Investoren einen Normalbürger mit einer Vision und keinen Milliardär mit seinem abgehobenen Projekt unterstützen. In dieser Hinsicht können Emotionen eine große Rolle spielen, aber die Community möchte auch auf andere Weise profitieren.
Wer profitiert von Crowdfunding?
Das ganze Konzept der Schwarmfinanzierung beruht auf dem Win-Win Prinzip. Der Initiator des Konzept soll seine Idee umsetzen können. Sein Profit durch das Crowdfunding ist klar, denn sein Projekt soll ihm eine unternehmerisch erfolgreiche Zukunft bescheren. Dadurch ergibt sich auch der angesprochene Nutzen für die privaten Kleininvestoren. Die Crowdinvestoren wollen aber auch direkt etwas für ihr Geld sehen. In dieser Hinsicht existieren mehrere Möglichkeit. Ganz nach dem klassischen Investor-Prinzip kann die Community an den Gewinnen beteiligt werden. Auf solch eine Beteiligung setzte „Stromberg: Der Film“ mit großem Erfolg. Doch größere Popularität besitzen kleine oder größere Geschenke, die je nach eingezahlter Summe den Klein-Anlegern als Boni zukommen:
- T-Shirts oder andere Kleidungsstücke mit dem Logo des Herstellers
- Produktproben oder das spätere Produkt gratis
- Spezialangebote wie eine Rolle als Statist oder ein Besuch in der Fertigungsanlage
- Handwerkstücke aus Ausschussmaterial
- Rabatte auf das fertige Produkt
Der hohe Innovationsgrad bzw. die klare Abgrenzung zu existierenden Produkten erklärt sich durch die drei beschrieben Fragen praktisch von selbst. Wenn es das Produkt oder die Dienstleistung bereits gibt, dann fällt der Nutzen für die Community weg. Emotional gesehen gilt es als weniger „cool“ in ein altes Konzept zu investieren und wer will teuer ein „gratis Produkt“ über ein Mini-Investment erstehen, wenn er es günstiger und sofort im Laden um die Ecke bekommt. Die Frage „Wer nutzt Crowdfunding?“ bzw. „Für welche Projekte ergibt es Sinn?“ hängt direkt mit den vier Fragen der Crowdfunding-Präsentation zusammen.
Wann ist Crowdfunding erfolgreich?
Einige Musterbeispiele für das Crowdfunding wurden schon erwähnt. Menschen wünschen sich oft einen bestimmten Film auf den sie mit Spannung warten und für den sie gerne schon vorab zahlen. Neben „Stromberg: Der Film“ gehört Iron Sky zu einem ähnlichen Erfolgsprojekt. Auf Computerspiele lässt sich ein ähnliches Prinzip anwenden. Prominente Beispiele wären „Friday the 13th The Game“ oder „Wasteland 3“. Mit einer besonders gearteten Bar oder einem ganz speziellen Restaurant (zB vegan) funktioniert es ähnlich. Es drängt sich durch diese Projekte eine Frage auf, die sich jeder Crowdfunder bezüglich seiner Projekte stellen sollte:
Besitzt meine Vision das Potential für einen Trailer?
An dieser Frage scheitert oder gelingt das Crowdfunding. Wenn der erste Teaser für einen Film erscheint, dann müssen Fans ein ganzes Jahr lang auf die Erscheinung hin fiebern. In dieser Zeit bekommen sie die persönlichen Vorstellungen zu dem potentiellen Blockbuster nicht mehr aus dem Kopf. Diese Vorfreude muss selbst beim Crowdfunding von technischen Produkten oder besonderen Möbelstücken geschürt werden. Die Phantasie muss dermaßen angeregt werden, dass die Vorstellung des Projektabbruchs einem Weltuntergang gleich kommt. Dann wird das Crowdfunding letztlich erfolgreich sein. Leider lässt sich ein derartiger Hype nicht für alle Projekte erzeugen. Es geht beim Crowdfunding folglich um die Frage der Inspiration, die in der Community ausgelöst wird.
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